Lernweg III
oder "Der Weg des Intervall-Denkens"
Dies ist der steinige, harte und längste Weg, welcher bei hoher Disziplin viel schneller einen professionellen Einstieg in die Musik, sowie tiefes Verständnis der Theorie ermöglicht. Wer hat sich schon einmal gefragt, warum ein gelernter Musiker so zügig alle möglichen Musikstile erlernt, mehrere Instrumente spielen kann, oder ein neues Instrument vergleichsweise schnell erlernt, nach Noten spielen kann, usw.? Da muss es doch einen kausalen Zusammenhang geben? Das kann nicht nur damit zusammenhängen, dass sie jahrelang nichts anderes machen, oder dem ganzen Wissen im Kopf, sondern die Musik (-Theorie) gedanklich ganz anders auf den verschiedenen Instrumenten umsetzen können.
Zunächst wird ausgiebig die Theorie gelernt, denn dies sind die Regeln der Musik, warum und wie etwas "gut" klingt, was die Musik und verschiedenen Ausrichtungen ausmachen, komplexe Komposition, Analyse, usw. Dann wird vor allem in Noten und Intervallen gedacht, und so lange geübt, bis es ebenso schnell und einfach von der Hand geht, wie andere Atmen. Das wird dann auf ein Instrument übertragen, dabei spielt es weniger eine Rolle, um welches Instrument es sich handelt (Klavier, Gitarre, Querflöte, etc.). Denn theoretisch hat Musik auch etwas lineares, logisches. Es muss natürlich schon eine gewisse Zeit geübt werden, sowie der Aufbau verstanden werden.
Je ein Beispiel
Nehmen wir an, es soll einfach eine Dur-Tonleiter gespielt werden.
Lernweg I: Der mit dem Feeling und null Ahnung, spielt einfach drauf los (nach Gehör, und klappt evt. auch halbwegs).
Lernweg II: Der Skalen-Spieler schmettert einfach das Schema runter, was auch perfekt ist, aber er meistens keine Ahnung hat, welche Noten/Töne dies genau sind.
Lernweg III: Kommen wir nun zu unserem Profi. Er kennt nicht nur zu großen Teilen die Noten auf dem Instrument und wo sie sind, sondern kennt auch die Regeln, und weiß den Abstand der Töne zueinander, wie sie genannt werden und die Noten heißen:
C (Prime - Tonika),
D (gr. Sekunde, 2 Bünde weiter),
E (gr. Terz, bzw. gr. Sekunde, wieder 2 Bünde weiter),
F (Quarte, bzw. kl. Sekunde, 1 Bund weiter oder eine Saite tiefer),
usw.
Dabei gibt es einige die in Noten denken, oder umgekehrt in Intervallen, worauf ohne Verzögerung das jeweils andere folgt, oder die Abstände untereinander. Das geht so schnell, dass dabei gespielt werden kann. (Genies wie J.S.Bach haben dabei gigantische Kompositionsregeln im Kopf, während es nebenbei mal gleich gespielt wird.) Wird die Tonart geändert, na und, dann wird halt hier und da ein Intervall geändert (G-Dur = F zu Fis). Mit diesem Denken, können entsprechend auch einfach Akkorde erstellt werden, gespielt und benannt werden (Dur-Akkord = Prime + gr.Terz + Quinte), sowie andere komplexere musikalische Richtlinien. Es lässt sich schon erkennen, das Instrument spielt dabei nicht unbedingt eine übergeordnete Rolle, wie beim Skalen-Spieler, welcher nur auf der Gitarre mit einer bestimmten Stimmung klar kommt.
Wie erreicht man das?
Lange, beständig üben und lernen und üben, Noten lesen/schreiben/spielen, Theorie büffeln, analysieren, Gehörbildung, Ton & Emotion, alles theoretisch wie praktisch. Mit anderen Worten, Gemüt eines Elefanten, Hartnäckigkeit eines Esels, Geduld, Liebe zur Musik oder unermessliche Disziplin. Natürlich gibt es schematische Lehrpläne dafür, also auf geht's zum Lehrer. Nach oben hin gibt es keine Grenzen, wenn man bedenkt das es Menschen gibt, die ihr ganzes Leben nichts anderes machen.