Modale Tonarten II

Da es sich hierbei um ein recht schwieriges Thema handelt, versuche ich das ganze noch Mal anders zu erklären. Denn auch nachdem die vorherige Seite Modale Tonarten gelesen wurde, kommt häufig folgende Frage auf.

Wie können denn gleiche Töne plötzlich anders klingen?

Nehmen wir wie vorher auch die Töne von C-Dur.

Tonleiter von C-Dur

Jetzt stellen wir uns vor, da spielt einer den Ton C und Du spielst dazu mit allen Tönen der Tonleiter von C-Dur irgendwelche Melodien. Diese klingen in den meißten Fällen immer irgendwie fröhlich oder country-mäßig.

Woran liegt das?

Die anderen Töne haben zum C hin betrachtet bestimmte Abstände, und diese Abstände sind es, welche bei uns bestimmte Gefühle erzeugen. Warum wir diese "bestimmten" Gefühle haben, ist ein schönes Thema für Musikwissenschaftler.

So, und nun A-Moll!

Jetzt spielt der Unbekannte von eben nicht mehr den Ton C, sondern die ganze Zeit einen anderen Ton aus unserer C-Dur Tonleiter, zum Beispiel den Ton A. Du spielst weiterhin die Töne von C-Dur. Das klingt jetzt plötzlich in den meißten Fällen düster bis traurig. Das liegt wieder an den Abständen. Genauso funktioniert es, wenn er den Ton D spielt (D-Dorisch), dann klingt es frech und funkig. Schauen wir uns die verschiedenen Abstände im Vergleich an.

Modale Tonarten und Tonabstände

Is ja nen Ding! Wie nutz ich das?

Das tust Du schon! Zum Beispiel spielt der Rhythmusgitarrist in der Tonart C-Dur abwechselnd die drei Dur-Akkorde C, F und G. Du als Leadgitarrist spielst die ganze Zeit Deine Melodien mit den 7 Tönen der C-Dur Tonleiter, auch wenn der Andere den Akkord wechselt. Das heißt, da wechselt ja schon der Grundton (von C zu F zu G). Daher gibt es in "einfachen" Songs auch schon ein "Wechselbad der Gefühle".

Und wieso muss ich dann die ganzen Modi kennen?

Entscheidend ist, dass Du zum Einen diese Unterschiede kennst und erkennst, und zum Anderen neue Klangmöglichkeiten entdeckst und diese zukünftig bewußt einsetzt. Zum Beispiel könntest Du als Leadgitarrist bei jedem Wechsel der Akkorde auch die Tonart wechseln, mit der Du Deine Melodien spielst. Dann benutzt Du plötzlich andere Töne als alle anderen, aber das kann auch gut klingen. Mit viel Übung kann sogar ein

GÖTTLICHER SOUND entstehen, welcher das Gefüge des Universums erschüttert!

Der Unterschied ist garnicht immer so heftig wie Du sagst!

Das hat verschiedene Ursachen. Wenn Du hintereinander die Modes wie hier mit den Tönen von C-Dur ausprobierst, gewöhnt sich Dein Gehirn erstmal an C-Dur / -Moll. Darin ist es dann auch gefangen, und die Unterschiede werden nicht sehr deutlich. Also zum Kennenlernen das Tonale Zentrum beibehalten C-Ionisch, C-Dorisch, etc. Dann klappt das auch mit dem Gehirn.

Zum Anderen kommt es auf Dich an. Es ist nämlich auch eine Frage des Rhythmus, Betonung, Attitüde oder auch Wahl der Akkorde. Das muss alles ausprobiert werden und kostet sehr viel Zeit.

Das sind jetzt die Aufgaben für Fortgeschrittene, und hier geht's weiter, wie man den ganzen Quatsch auf die Gitarre bekommt:
Theorie und Gitarre => Modes im Einsatz

© 1998 Mike Jastrow · Impressum · Datenschutzerklärung