Kadenz

Wie wir schon bei "12 Harmonisieren" festgestellt haben, ergeben sich bei C-Dur drei Dur-Akkorde (nennen sich auch Hauptdreiklänge). Was passiert, wenn diese in der Reihenfolge gespielt werden? Es baut sich eine Spannung auf, als Zuhörer ist man solange aufgewühlt bis endlich wieder der erste Akkord gespielt wird. Man wartet auf das Ende, die Auflösung.

Die klassische Kadenz

Der oben beschriebene Effekt hat einen besonderen Namen erhalten, die Kadenz. Diese bildet sich also aus der folgenden Akkordfolge:
I - IV - V - I

C-Dur diatonisch harmonisiert

Diese Akkorde erhalten entsprechend eine besondere Bezeichnung:
I : Tonika (Grundton)
IV: Subdominante (eine Quinte tiefer)
V : Dominante (eine Quinte höher)

Kadenz in Moll

Für die Moll-Tonarten gilt das Gleiche.

Kadenz - Stufen in Moll

In der Kadenz bei natürlich Moll stellt man allerdings fest, dass sich der gewünschte Effekt wie eben bei Dur nicht so richtig einstellt (I-IV-V-I bzw. Am-Dm-Em-Am). Daher gibt es eine besondere Regelung: Beim Kadenz-Spiel in Moll wird angenommen, dass es sich hierbei um die "harmonisch Moll Tonleiter" handelt. Daraus ergibt sich auf der fünften Stufe (Dominante) ein Dur-Dreiklang.

In unserem Beispiel A-Moll-Kadenz:
Am (I) > Dm (IV) > E-Dur (V) > Am (I)

Nun baut sich die Spannung auch bei der Kadenz in Moll auf. Ich betone nochmal, dass sich diese Sonderregel nur auf die Kadenz bezieht. Für alles andere was gespielt wird, gelten weiterhin die Töne & Akkorde von der natürlichen Moll Tonleiter.

Die Parallelen

Wie schon zu erkennen ist, befinden sich die Akkorde der Moll-Kadenz bereits in der harmonisierten Dur-Tonleiter, allerdings an anderen Positionen (kein Wunder, denn haben beide Tonarten die gleichen Töne). Werden diese Moll-Akkorde in einem Dur-Stück verwendet, nennt man sie auch gern die Moll-Parallelen (Bsp.: Der Am-Akkord ist in C-Dur eine Tonika parallele). Umgekehrt, ausgehend von Moll, entsprechend Dur-Parallelen.

Rückblick Quintenzirkel

Schauen wir nun noch einmal auf den Quintenzirkel, und werfen einen Blick auf C-Dur.

Ausschnitt Quintenzirkel (Kadenz)

Links daneben ist F-Dur (Subdominante von C-Dur), rechts daneben ist G-Dur (Dominante von C-Dur). Jetzt schau Dir noch die dazugeschriebenen Moll-Tonarten von den eben genannten an. Sind genau die dazugehörigen Parallelen Akkorde wie hier? Zufall oder Magie oder was. Plötzlich ist das komische Ding doch ganz praktisch! Und ja, dies geht mit jeder Tonart.

Die Zutaten sind da. Wo bleibt das Menü?

Bereits die Akkorde der Kadenz finden schon in sehr vielen Musikrichtungen Verwendung. Ein paar verallgemeinerte Beispiele:

Blues: I - IV - I - V - IV - I - V
Ballade: I - IV - V
Pop: I - IV - V

Mit einer erweiterten Stufe:
Rock-Shuffle: I - VI - II - V
Motown-Shuffle: I - III - IV - V
Latin: I - II - IV - V

Von der Volks- und Schlagermusik mal ganz zu schweigen.

Werden nun noch alle weiteren parallelen Akkorde hinzu genommen, gibt es keine Grenzen mehr. Was unterscheidet dann noch die Musikrichtungen? Vereinfacht: Der Rhythmus und die Klangfarben. Zum Beispiel der Blues - Im Grunde nur Akkorde der Kadenz, die Rhythmik ist entscheidend, und eine gewisse Klangfarbe (kl. Septime), sowie einige Besonderheiten im Melodiespiel.

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